Östrogenfreie Pille
Die östrogenfreien Pillen enthalten im Gegensatz zu den Kombinationspillen (Mikropillen) nur ein Gestagen. Es wird zwischen Minipille und Gestagenpille unterschieden. Die Minipille enthält als Wirkstoff Levonorgestrel in einer sehr niedrigen Dosierung. Die Gestagenpillen enthalten den Wirkstoff Desogestrel in einer ovulationshemmenden Dosis. Die Wirkung der östrogenfreien Pillen beruht hauptsächlich darauf, durch die Verdichtung des Schleimpfropfes im Gebärmutterhals das Eindringen der Samenzellen in die Gebärmutter zu verhindern. Zusätzlich beeinträchtigen sie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass eine Einnistung einer befruchteten Eizelle nicht möglich ist.
Die Minipillen verhindern nicht immer die Ausreifung einer Eizelle. Sie muss täglich zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden und erfordert eine große Disziplin bei der Anwendung. Bereits bei einer um mehr als drei Stunden verspäteten Einnahme ist der Empfängnisschutz nicht mehr sicher. Bei den Desogestrelpillen gilt erst ab einer verspäteten Einnahme von zwölf Stunden die kontrazeptive Sicherheit als gefährdet. Es ist deshalb sehr wichtig sowohl bei der Minipille als auch bei der Gestagenpille die Anwendungshinweise im Beipackzettel des jeweiligen Präparates genau zu beachten.
Eine östrogenfreie Pille wird vor allem Frauen verschrieben, die eine hormonelle Verhütung wünschen aber Gegenanzeigen (Alter, Rauchen, erhöhtes Thromboserisiko, Stillzeit) gegen die Anwendung einer Mikropille haben. Der Pearl-Index der Minipille liegt bei korrekter Anwendung etwa bei 0,5, bedingt durch das geringe Zeitfenster einer korrekten Einnahme bei etwa 3 bis 4. Der Pearl-Index der Gestagenpille liegt insgesamt bei etwa 0,5.
Die Einnahme der östrogenfreien Pille beginnt, wie bei der Mikropille auch, am ersten Tag der Monatsblutung, wird dann aber jeden Tag ohne Pillenpause eingenommen.
Die Verträglichkeit ist im Allgemeinen sehr gut. Häufige Nebenwirkungen sind Störungen im Menstruationszyklus. Es können unregelmäßige Zusatzblutungen, in Form von Schmierblutungen, die einigen Tage anhalten, auftreten. Die Monatsblutung kann aber auch komplett ausfallen. Bisher wurde kein erhöhtes Risiko für Thrombosen oder Krebs durch die Anwendung der Minipille oder Gestagenpille gefunden. Wird die östrogenfreie Pille während der Stillzeit eingenommen, wird weder die Milchmenge noch die Milchzusammensetzung beeinträchtigt. Das Gestagen geht nur in sehr geringen Mengen mit der Muttermilch auf den Säugling über und beeinflusst dessen Entwicklung nicht.